Es gibt einige Grundregeln, die das Erlernen der Hürdentechnik erheblich erleichtern. Im lockeren Tempo kommen werden die Probleme mit der Technik häufig noch kaschiert, je höher das Tempo wird, desto eher zeigen sich dann auch die Defizite. Deshalb sind folgende Punkte für den Hürdenlauf grundsätzlich zu beachten:
> Der HF soll in einem gleichmäßigen Rhythmus über die Hürden laufen, d. h. die Schrittlänge zwischen den Hürden bleibt immer konstant. Zusätzlich sollten die Hürden alle mit dem gleichen Bein überlaufen werden. Sollte das nicht möglich sein, ist es besser, das Schwungbein zu wechseln, als die Schrittlänge und somit die Laufgeschwindigkeit vor der Hürde zu reduzieren. Ein häufig festzustellender Fehler im Hürdenlauf ist nämlich, dass der HF vor dem Absprung anfängt zu „trippeln“ und damit zu nah auf die Hürde aufläuft. Die Folge ist ein hoher Geschwindigkeitsverlust. Das kostet Zeit und birgt darüber hinaus die Gefahr, dass der Hund just in diesem Moment vorprellt. Manchmal hilft es dann auch, wenn der HF in der Anfangsphase seine Schritte mitzählt.
> Es soll so flach wie möglich über die Hürden gelaufen wird. Nicht umsonst wird in der Aufgabenstellung der PO von Hürdenlauf und nicht von Hürdensprung gesprochen. Je schneller der HF Bodenkontakt aufnehmen kann, desto eher kann er wieder beschleunigen. Die Höhe des Körperschwerpunktes wird beim Überlaufen der Hürde deshalb auch nur unwesentlich verändert.
> Das Überlaufen der Hürde wird über das Knie eingeleitet. Zuerst wird das Knie angehoben, anschließend folgt der Unterschenkel, wobei das Bein nicht gestreckt werden sollte. Der Oberkörper wird dazu gleichzeitig leicht nach vorne gebeugt. Wird das Schwungbein schräg über die Hürde geführt, macht der Oberkörper automatisch eine Ausgleichsbewegung in die entgegengesetzte Richtung des Schwungbeines. Der Schultergürtel verdreht sich, die Körperhaltung wird unruhig, was ein „Wackeln“ über der Hürde und bei der Landung zur Folge hat. Dies ist auch oft festzustellen, wenn der HF zu dicht vor der Hürde abspringt. Er hat dann keine Gelegenheit mehr, das Schwungbein gerade über die Hürde zu führen (siehe auch Printbroschüre).
> Beim Landen nach der Hürde sollte der HF auf dem ganzen Fuß aufkommen, die durch eine aktive Greifbewegung unterstützt wird. Eine Landung auf der Ferse hat zwei negative Auswirkungen: Erstens treffen die Kräfte, die bei der Landung auf den Oberkörper wirken, direkt auf die Wirbelsäule. Unangenehme Rückenschmerzen können die Folge sein. Zweitens „knickt“ der HF mit der Hüfte ab, er bleibt nach der Landung quasi „sitzen“. Geschwindigkeitsverlust und eine Störung des Laufrhythmus’ sind die Folgen. Deshalb ist es wichtig, auf dem ganzen Fuß zu landen, um das vor dem Absprung erzielte Tempo gleich wieder aufnehmen zu können (siehe auch Printbroschüre Seite 18 und 19).
Diesen Ausführungen ist unschwer zu entnehmen, dass für das Laufen aus maximalem Tempo eine gute Vorbereitung unabdingbar ist. Die nachfolgenden Trainingstipps beziehen auf einen Zeitraum von mehreren Wochen. Das Training wird in vier Teilphasen unterteilt, die in lockerem Tempo, aber auch in Wettkampftempo sowie mit und ohne Hund gelaufen werden. In diesen Teilphasen werden die unterschiedlichen Anforderungen zuerst partiell trainiert und anschließend wieder zusammengefügt. Dabei sollte pro Übungseinheit nicht mehr als eine neue Teilphase in das Training eingebaut werden, gleichzeitig werden die vorangegangenen Phasen immer wieder mit trainiert und somit gefestigt.
1. Teilphase: Rhythmusschulung
Es werden 5 Hürden hintereinander im Abstand von 10 m aufgestellt. Die Hürdenhöhe wird auf 25 cm reduziert. Am Anfang ist es wichtig, dass der HF seinen Rhythmus zwischen den Hürden findet. Ziel ist es also, mit gleichmäßiger Schrittlänge und ohne zu trippeln, die Hürden zu überlaufen.Zuerst werden Durchgänge ohne Hund in lockerem Tempo, anschließend Durchgänge im selben Tempo mit dem frei folgenden Hund absolviert.
In der nächsten Übung wird das Anlaufen der ersten Hürde aus dem vollen Tempo heraus trainiert. Um seinen eigenen Laufrhythmus zwischen den Hürden zu finden, ist das optimale Anlaufen der ersten Hürde eine entscheidende Voraussetzung, denn es wird vom Start weg zur ersten Hürde hin auf maximales Tempo beschleunigt. Gerät man bereits hier ins Stocken, können auch die weiteren Hürden nicht optimal überquert werden. Deshalb wird eine Ablaufmarke innerhalb des Startraums festgelegt. An dieser startet der HF und zwar stets mit dem gleichen Bein. Der Startraum ist insgesamt 1,50 m lang und 1,00 m von der Lichtschranke entfernt (Bestimmung lt. PO). Die Ablaufmarke kann innerhalb des Startraumes beliebig gewählt werden. Durch die Ablaufmarke kann der HF seinen optimalen Abstand zur ersten Hürde individuell bestimmen. Diese Läufe sind in vollem Tempo auszuführen. Jeder Störfaktor soll ausgeschaltet werden, deshalb wird zuerst auch wird wieder ohne Hund gelaufen. Die Ablaufmarke wird so lange variiert, bis die 1. Hürde optimal angelaufen wird. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Schrittlänge konstant bleibt. Anschließend wird das Ganze zusammen mit dem Hund trainiert.
2. Teilphase: Überquerung der Hürden aus hohem Tempo
Das Übungsziel in der zweiten Teilphase lautet, dass vom Start weg in gleichmäßig hohem Tempo über drei Hürden bis fünf Hürden gelaufen wird. Zuerst werden die Hürden für die Rhythmusschulung nochmals in lockerem Tempo gelaufen. Danach erfolgt die Kontrolle der Ablaufmarke bis zur 1. Hürde. Bei der Hürdenüberquerung aus hohem Tempo werden schnell die Schwachpunkte in der Hürdentechnik aufgezeigt. Bleibt der Oberkörper stabil, stimmt die Schrittlänge für den optimalen Abstand beim Absprung? Damit der HF die richtigen Abstand visualisieren kann, haben sich als Hilfestellung Markierungen bewährt (z.B. Teller, Linie), die rund 1,5 Meter vor der Hürde angebracht werden.
Das bedeutet nochmals darauf zu achten, nicht zu dicht auf die Hürde aufzulaufen, Schwungbein gerade nach vorne strecken und auf dem Fußballen landen. Sollte der Hund durch das hohe Tempo zum Vorprellen oder Bedrängen des HF neigen, werden die Läufe mit Gehorsamselementen abgeschlossen (siehe auch Printbroschüre Seite 16 bis 18).
3. Teilphase: Umlaufen der Wendestange
Das Umlaufen der Wendestange zur Hälfte der Hürdenlaufstrecke stellt eine weitere Herausforderung an das Team Mensch/Hund. Beim Abbremsvorgang zur Wendestange hin sowie beim Beschleunigen nach dem Umlaufen der Wendestange, kann viel Zeit verloren gehen. Ziel ist es, aus vollem Tempo mit einem möglichst kurzen Bremsweg die Wendestange anzulaufen. Beim Beschleunigen zur vierten Hürde hin gilt es wieder den Laufrhythmus zu finden, um das Tempo wieder optimal aufnehmen zu können. Für das Umlaufen der Wendestangen wird die Lauftechnik zur Tordurchquerung der Rechtstore des Slalomlaufes kopiert.
Dazu wird der Hürdenlauf gemäß des PO-Schemas aufgebaut. Das spezielle Umlaufen der Wendestange wird, um Kondition zu sparen, auf Höhe der zweiten Hürde (die Stange wird hier abgenommen) begonnen und dann mit der vierten abgeschlossen. Wichtig ist, dass beim Abbremsvorgang zur Wendestange, der Körperschwerpunkt gesenkt wird, der Oberkörper aufrecht bleibt und die Schrittlänge beim Umrunden der Wendestange nicht zu kurz gerät. Es folgt eine schnellkräftige Beschleunigungsphase bis zur vierten Hürden. Bei der Ausführung im maximalen Tempo neigen viele Hunde dazu, nach der Wendestange vorzuprellen. Die Läufe mit dem Hund werden deshalb vorzugsweise mit einem Gehorsamselement abgeschlossen, indem entweder das Tempo nach der Wendestange herausgenommen wird und der Hund sich zum HF orientieren muss. Oder es erfolgt alternativ ein Gehorsamselement im Bereich der vierten oder fünften Hürde – je nach Handlungsbedarf und Tagesform.
4. Teilphase: Ausbau bis zur Wettkampfdistanz
Jetzt werden die einzelnen Teilphasen zum kompletten Hürdenlauf zusammengesetzt. Alle Läufe werden in hohem Tempo gelaufen. Das bedeutet Geradeauslaufen, Wendestange, wieder Geradeauslaufen. Trotzdem wird der komplette Hürdenlauf nicht häufig im Wettkampftempo zu durchlaufen.
Denn es gilt zu beachten, dass Läufe über mehr als drei Hürden sehr konditionsintensiv sind und innerhalb einer Trainingseinheit nicht allzu häufig gemacht werden können. Zwischen diesen Läufen sind dann auch immer ausreichend Pausen zur Regeneration einzulegen. Über die gesamte Wettkampfdistanz sollten deshalb nicht mehr als zwei Läufe pro Übungstag absolviert werden. Bevor der komplette Hürdenlauf aber ausgeführt wird, werden Läufe vom Start weg bis zur 4. Hürde und von der 2. bis zur 5. Hürde oder von der 2. Hürde bis ins Ziel gelaufen.